Weihnachten: chritliche und wirkliche Entstehung

Weihnachten, auch Weihnacht, Christfest oder Heiliger Christ genannt, ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Festtag ist der 25. Dezember, der Christtag, auch Hochfest der Geburt des Herrn (lat. Sollemnitas in nativitate Domini), dessen Feierlichkeiten am Vorabend, dem Heiligen Abend (auch Heiligabend, Heilige Nacht, Christnacht, Weihnachtsabend), beginnen. Er ist in vielen Staaten ein gesetzlicher Feiertag. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und vielen anderen Ländern kommt als zweiter Weihnachtsfeiertag der 26. Dezember hinzu, der auch als Stephanstag begangen wird.

Weihnachten nach der Bibel

Der Darstellung der Geburt Jesu geht im Lukasevangelium die Verheißung der Geburt an Maria durch den Engel Gabriel voraus (Lk 1,26–38 EU). Parallel dazu wird die Geburt Johannes des Täufers dargestellt (Lk 1,3–25 EU) in dem Sinne, dass Jesus als der Größere von beiden ausgewiesen wird („Überbietung“).[5]

Die Geburtsgeschichte Jesu beginnt damit, dass Kaiser Augustus eine „erste“ Volkszählung durchführen lässt und sich deswegen jede Familie in den Heimatort des Familienvaters begeben soll. Aus diesem Grund begibt sich Josef mit seiner hochschwangeren Verlobten Maria nach Bethlehem. Als sie dort ankommen, bringt Maria ihren „erstgeborenen“ Sohn zur Welt. Das Neugeborene wird gewickelt und in eine Krippe gelegt. Daraus wird zumeist geschlossen, dass die Geburt in einem Stall stattfand; es heißt im Text ausdrücklich nur, dass das Paar keinen Platz „in der Herberge“ hatte (Lk 2,7 EU). Es wurde erwogen, dass Jesu Eltern eher versucht haben könnten, bei ihren Verwandten zu übernachten als in einer Herberge, aber auf ein bereits volles Haus trafen. Sie seien daher zunächst in einen Stall oder Schuppen mit einer Futterkrippe ausgewichen.[6]

Das griechische Wort κατάλυμα katályma kann entweder als „Herberge“ oder als „Gästezimmer“ übersetzt werden. Das einzige Mal, dass Lukas dieses Wort noch benutzt, ist Lk 22,11 EU, wo es den Raum für das letzte Abendmahl beschreibt. Das war aber keine „Herberge“, sondern das Obergeschoss eines Gasthauses. Wenn Lukas eine Herberge im Sinne einer Übernachtungsmöglichkeit bezeichnen will, verwendet er das Wort πανδοχεῖον pandocheÎon wie in Lk 10,34 EU.[7] Daraus ist verschiedentlich geschlossen worden, dass Jesus nicht in einem Stall – das Wort kommt in der Weihnachtsgeschichte nirgendwo vor – geboren wurde, sondern im Obergeschoss eines Hauses von Verwandten von Maria und Joseph, denn Joseph stammte aus dieser Stadt und hatte möglicherweise noch familiäre Beziehungen. Dieses Obergeschoss könnte aber unzureichend möbliert gewesen sein, weshalb man dort für das Neugeborene eine Futterkrippe statt eines Kinderbetts aufgestellt habe.[8]

In der Nähe lagernde Hirten werden von einem Engel aufgesucht. Er teilt ihnen mit, dass in Bethlehem der Heiland (Messias) geboren sei. Darauf kommt eine Schar von Engeln zu dem einen hinzu. Sie lobpreisen Gott und verheißen „den Menschen seines Wohlgefallens“ (oder: den „Menschen, die guten Willens sind“[9]) „Frieden auf Erden“. Die Hirten eilen nach Bethlehem und huldigen dem Kind. Nachdem sie das Kind gesehen und von ihrer Begegnung mit den Engeln erzählt haben, kehren sie wieder zu ihren Herden zurück. Sie „priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“

Die lukanische Kindheitsgeschichte schließt mit der von der Tora geforderten Darstellung Jesu im Tempel und der Wallfahrt des zwölfjährigen Jesus mit seinen Eltern nach Jerusalem.

Was wirklich geschah

Das Geburtsdatum Jesu Christi wird im Neuen Testament nicht genannt und war dem Urchristentum, das die Todestage seiner Märtyrer beging, unbekannt. In Ermangelung weiterer biographischer Daten wurde das Fest der Geburt des Heilands aus dem Tag der Kreuzigung Christi ermittelt. Der Todestag war aus dem Johannesevangelium als der Tag vor Pessach bekannt, der 14. Nisan. Um das Jahr 200 n. Chr. setzte der Kirchenschriftsteller Tertullian[ diesen 14. Nisan des jüdischen Lunisolarkalenders mit dem 25. März des römischen Solarkalenders gleich, der zudem der Frühlingstagundnachtgleiche entsprach und von den frühen Christen mit dem ersten Schöpfungstag identifiziert wurde. Nach August Strobel liegt der tiefere Sinn dieses Datums in einer jüdischen Haggada, die auch Isaak, das Vorbild Christi in der frühen Kirche, am 14. Nisan geboren sein lässt. Erst später wurde Ostern und damit auch dem angenommenen Sterbetag Jesu ein bewegliches Datum zugeordnet, während der 25. März zum Fest der Verkündigung des Herrn wurde.

In den ältesten christlichen Kalendern, zum Beispiel im Osterkanon (De pascha computus aus dem Jahre 222) des Hippolyt von Rom, wurde auch Jesu Geburt auf seinen Todestag am 14. Nisan und damit auf den 25. März gelegt.[17] Dagegen bezeichnete die bis 221 n. Chr. reichende Weltchronik (Χρονογραφίαι, Chronographíai) des Julius Africanus den 25. März als Tag der Passion und der Empfängnis Mariens, woraus sich bei einer exakt neunmonatigen Schwangerschaft als Tag der Geburt bereits der 25. Dezember ergab. Zugrunde lag beiden Datierungen die enge Verknüpfung der Menschwerdung Christi mit seiner Passion, die sich letztlich in der symbolischen Identifikation der beiden Geschehnisse niedergeschlagen hätte. Etwa 200 Jahre später wusste Augustinus zu berichten:

Denn er [Jesus] soll an demselben 25. März empfangen worden sein, an dem er auch gelitten hat; der Schoß der Jungfrau, in dem er empfangen wurde und in dem keiner der Sterblichen gezeugt wurde, entspricht dem neuen Grab, in dem er begraben wurde und in das kein Mensch je gelegt wurde, weder vor ihm noch danach. Aber geboren wurde er gemäß der Überlieferung am 25. Dezember.[

Clemens von Alexandria berichtet (wiederum zu Beginn des 3. Jahrhunderts) von verschiedenen Daten, an denen in Ägypten die Geburt Jesu Christi gefeiert wurde. So begingen einige das Fest am 25. Pachon (also dem 20. Mai des römischen Kalenders), andere um den 25. Pharmouthi (den 20. April), wieder andere begingen die Taufe Christi am 15. oder 11. Tybi, also am 10. oder 6. Januar.[ Auf eine Feier der Geburt Jesu Christi im Frühsommer deutet auch die Ordnung des Kirchenjahrs in einigen orientalischen Kirchen hin. Dort war für den Dienstag, Mittwoch und Donnerstag der dritten Woche nach Ostern jeweils die gleiche Leseordnung vorgeschrieben wie zu Weihnachten, so bei den Armeniern die vom 5. und 6. Januar, in der georgischen Kirche die vom 25. und 26. Dezember. In der altpalästinensischen Kirche gab es also vielleicht eine Zeit, in der die Geburt Jesu Christi Mitte Mai gefeiert wurde. Eine auf der Brust getragene Reliquienkapsel (Enkolpion) im Museum von Konstantinopel stellt eine Krippe dar und verweist in der Beischrift auf den 25. Pachon. Die Abschrift einer altpalästinensischen Liturgie führt die Weihnachtsliturgie für den 16. bis 28. Mai auf.[20]

Ähnliche Überlegungen wie in der westlichen Kirche könnten letztlich auch in den orientalischen Kirchen zu einem allerdings differierenden Weihnachtsdatum geführt haben, indem der 14. Nisan im griechischsprachigen Osten des Reichs mit dem 14. Tag des dort gebräuchlichen Frühlingsmonats Artemision gleichgesetzt wurde, der im römischen Kalender dem 6. Mai entsprach, was wiederum – als Datum der Empfängnis aufgefasst – ein Geburtsdatum am 6. Januar, also das Epiphanie-Fest ergab.[21] Der 6. Januar ist als Weihnachtstag aus dem Zypern, Armenien und Mesopotamien des 4. Jahrhunderts belegt. Die gelehrte Pilgerin Egeria beschrieb 385 in ihrem Reisebericht eine besondere Feier in der Geburtskirche mit nächtlichem Gottesdienst zu Betlehem, die ebenfalls um Epiphanias stattfand.[

Der 25. Dezember in den Quellen

Der Kirchenvater Hippolyt (170–235) schrieb in seinem Danielkommentar IV.23.3., Jesu Geburt „geschah acht (Tage) vor den Kalenden des Januar an einem Mittwoch, als Augustus herrschte das zweiundvierzigste Jahr habend“, was nach römischer Zählweise der 25. Dezember war.  Sollte das Datum nicht auf zuverlässiger Tradition beruhen, sondern angenommen sein, könnte es daher kommen, dass Jesus vom Tempel seines Leibes sprach (Joh 2,21 EU) und die Gläubigen eine Verbindung zur Grundlegung des zweiten Jerusalemer Tempels im Jahr 516 v. Chr. (Haggai 2,18) und der Tempelweihe (Chanukka) des Jahres 164 v. Chr. sahen, die beide am 24. Kislew stattfanden, was je nach Jahr dem 25. Dezember entsprechen kann.[

Der 25. Dezember als Tag der Geburt Jesu Christi wurde ausdrücklich erstmals von Furius Dionysius Filocalus in seinem Chronograph von 354 genannt, der auf römischen Quellen aus dem Jahre 336 beruht, ein Jahr vor dem Tod Konstantins und zu einer Zeit des Aufschwungs des Christentums. Ein Verzeichnis der römischen Konsuln enthält den Eintrag: „Christus ist während des Konsulats von C. Augustus und L. Aemilianus Paulus am 25. Dezember, einem Freitag, dem 15. Tag des Mondalters geboren“. In dieser römischen Quelle, die einige innere Widersprüche aufweist, ist das Datum auch als liturgischer Festtag zu verstehen, so dass das Jahr 354 zum terminus ante quem für das westkirchliche Weihnachtsfest am 25. Dezember wird.[23] Laut der Weihnachtshomilie des Hieronymus (347–420) soll das Fest in Rom von Anfang an am 25. Dezember begangen worden sein.

Die afrikanische Kirche scheint den 25. Dezember schon früh gefeiert zu haben. Augustinus (354–430) warf den Donatisten vor, bei der Feier der Epiphanie abzuweichen, was manche mittels eines argumentum e silentio vermuten lässt, dass der 25. Dezember bereits vor dem donatistischen Schisma 311 in Afrika der Weihnachtstermin gewesen sei. Ältestes Zeugnis ist eine überlieferte Predigt des Optatus von Mileve aus der Zeit um 360 über den Kindermord in Betlehem. Für Oberitalien ist das Datum für das Ende des 4. Jahrhunderts unter anderem durch Filastrius von Brescia[27] belegt. Die Synode von Saragossa bezeugte in can. 4 das Datum für das Jahr 380 in Spanien. Für Gallien gibt es für diese Zeit noch keinen Beleg. Erst im 6. Jahrhundert nennt es Gregor von Tours.[Für das Jahr 380 ist die Feier am 25. Dezember durch Gregor von Nazianz in Konstantinopel belegt. Seine Predigten zu Weihnachten und Epiphanie richteten sich gegen arianische und apollinaristische Lehren und betonten das trinitarische Bekenntnis von Nicäa. Um das Jahr 383 feierte auch Gregor von Nyssa das Weihnachtsfest am 25. Dezember in Kappadokien. Mit dem Weihnachtsfest (bezeichnet als θεοφάνεια, theopháneia „Erscheinen Gottes“) gedachte Gregor der Geburt Christi, während das Epiphaniefest (genannt τὰ φῶτα, ta phôta „die Lichter“) – wie bis heute in der Ostkirche – sich mit der Taufe verband.[ In Ägypten ist das Weihnachtsfest am 25. Dezember ab 432 nachgewiesen, wohl in der Auseinandersetzung mit Nestorius eingeführt. In Jerusalem wurde es erst im 6. Jahrhundert unter Justinian gefeiert. Während alle anderen Kirchen den 25. Dezember für Weihnachten übernahmen, hält die armenische Kirche am 6. Januar als Geburtsfest Jesu fest.

Im deutschsprachigen Raum wurde Weihnachten zum ersten Mal in den Synodalbeschlüssen der Bairischen Synode erwähnt, deren Datierung aber nicht gelungen ist. Nach dem Stil der Veröffentlichung der Beschlüsse wird die Mitte des 8. Jahrhunderts angenommen. Dort wird eine Fastenzeit vor Weihnachten angeordnet.

Ursprung des Festdatums

Ebenso unsicher wie sein genauer historischer Anfang bleibt auch die Begründung der Wahl des 25. Dezembers als Datum für das Fest. In jüngerer Zeit wurden mindestens drei Hypothesen über den Ursprung des römischen Festdatums vertreten:

Die zunächst von Louis Duchesne, später auch von Hieronymus Engberding, Leonhard Fendt und August Strobel vertretene Berechnungshypothese stützt sich auf die von alten jüdischen Schriften vertretene Vorstellung, dass große Patriarchen am selben Tag des Jahres starben, an dem sie geboren wurden. Denn Gott billige nur das Vollkommene, lasse seine hervorragenden Verkünder auf Erden also nur volle Lebensjahre leben. Das galt insbesondere für Isaak, der für Christen Jesu Vorbild wurde. Auch für Jesus wären Anfang und Ende seines irdischen Lebens demnach auf das gleiche Datum gelegt worden, nämlich den 14. Nisan des Jahres 30, der dem 25. März entsprochen hätte. Dabei müsse man jedoch seinen Lebensanfang mit der Empfängnis Mariens gleichsetzen. Das habe den 25. Dezember als Geburtstermin ergeben, der demnach organisch aus dem Passionsbericht des Johannes hervorgegangen wäre. Der heidnische Sol Invictus sei erst eine sekundäre Begründung und nicht der primäre Anstoß für die Wahl des Datums gewesen.


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